AGSA bei Fach- und Gedenktag „Ermordung der Familienmitglieder Schlein 1944“

Ausstellungseröffnung „Nie vergessen – grenzenlos“ an der BbS Dr. Otto SchleinAusstellungseröffnung „Nie vergessen – grenzenlos“ an der BbS Dr. Otto Schlein

Am 20. November nahmen wir auf Einladung der BbS Otto Schlein und der AG Stolpersteine am Fach- und Gedenktag „Ermordung der Familienmitglieder Schlein 1944“ teil. Im Rahmen dieser besonderen Veranstaltung, zu der auch Angehörige der Familie Schlein, Waltraud Zachhuber und Peter Wetzel von der AG Stolpersteine und die Magdeburger Gleichstellungsbeauftragte Heike Ponitka sprachen, war es uns eine Ehre, unsere Ausstellung „Nie vergessen – grenzenlos. Mehrsprachiges Erinnern mit Stolpersteinen“ zu eröffnen. Die Europäische Freiwillige der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. (AGSA) Cemregül Alhas teilte in ihrer Rede die bewegenden Momente, die sie während der Recherche und Vorbereitung der Ausstellung erlebt hatte. Es sei wichtig, die Erinnerungskultur allen Menschen zugänglich zu machen. Sie betonte, wie entscheidend die Mehrsprachigkeit der Ausstellung ist, um Barrieren abzubauen und mehr Menschen zu erreichen. Die Ausstellung ist bis Januar in den Fluren der Berufsschule zu sehen.

Schulleiterin Katja Behrens eröffnete zum Auftakt mit einem herzlichen Grußwort. Anschließend sprach Peter Wetzel, Pate der Schule und Mitglied der AG Stolpersteine, über die Bedeutung erinnerungspädagogischer Angebote. Dabei hob er insbesondere die Exkursionen der Schule nach Treblinka sowie die Partnerschaft mit einer polnischen Schule hervor, die unter dem Programm „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ stattfinden.

Einen weiteren wichtigen Impuls setzte Waltraud Zachhuber in ihrem Vortrag. Sie betonte unsere gemeinsame Verantwortung für die jüdische Kultur und Geschichte der Stadt Magdeburg und erinnerte daran, wie wichtig es ist, diese lebendig zu halten. Heike Ponitka richtete den Fokus auf die Geschichte der Familie Schlein und ihr tragisches Schicksal. Besonders hervor hob sie die Rolle der Frauen innerhalb der Familie und ihre Stärke in einer dunklen Zeit. Zur Vertiefung stellte sie ein Buch vor, das sich speziell mit den Schicksalen und Geschichten jüdischer Frauen in Magdeburg auseinandersetzt, und lieh es der Schule als wertvollen Beitrag zur weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema aus.

Ein besonders berührender Moment der Veranstaltung war der Beitrag von Ronny und Silvan Kaufmann, Angehörigen der Familie Schlein. Sie erzählten von der Geschichte ihrer Familie und den biografischen Spuren, die bis heute in der Erinnerung sichtbar bleiben. Ihr bewegender Vortrag brachte die Folgen der Shoa für einzelne Familien auf eine sehr persönliche und eindringliche Weise näher. Den Abschluss der Vorträge bildete Raimund Dehmlow, der die Bedeutung jüdischer Ärzte in Magdeburg beleuchtete. Er schilderte ihre Errungenschaften, aber auch das Leid, das sie in der Zeit des Nationalsozialismus erlitten, und machte deutlich, wie tief die Stadt durch ihren Verlust geprägt wurde.

Zum Höhepunkt des Tages eröffnete unsere europäische Freiwillige Cemregül Alhas die Ausstellung „Nie vergessen – grenzenlos“. In ihrer Rede teilte sie die bewegenden Momente, die sie während der Recherche und Vorbereitung der Ausstellung erlebt hatte. Besonders wichtig war ihr, die Erinnerungskultur allen Menschen zugänglich zu machen. Sie betonte, wie entscheidend die Mehrsprachigkeit der Ausstellung ist, um Barrieren abzubauen und mehr Menschen zu erreichen.

Wir danken der BbS Otto Schlein und der AG Stolpersteine für die Einladung und die gelungene Organisation des Tages. Diese Veranstaltung hat uns allen erneut vor Augen geführt, wie wichtig es ist, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und gemeinsam ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Erinnerung ist nicht nur eine Aufgabe der Vergangenheit, sondern auch ein Versprechen für die Zukunft.

 

Zur Ausstellung:

In Magdeburg erinnern über 700 Stolpersteine an die vielen Opfer des Nationalsozialismus, die auch in unserer Stadt verfolgt und ermordet wurden. Diese kleinen Messingplatten im Boden tragen die Namen und Schicksale von Menschen, die durch das NS-Regime entrechtet, deportiert und getötet wurden. Sie fordern uns auf, innezuhalten und zu gedenken.

Anlässlich der Antirassismuswochen im März 2024 hat die Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. in Zusammenarbeit mit der Freiwilligenagentur Magdeburg und dem CSD Magdeburg e.V. sowie mit freundlicher Unterstützung von Waltraut Zachhuber und Peter Wetzel von der "AG Stolpersteine für Magdeburg" eine mehrsprachige Ausstellung erstellt. Diese Ausstellung informiert über die Biografien der Opfer und erzählt die Geschichten hinter ausgewählten Stolpersteinen.

Die Ausstellung erinnert an die Vielfalt der Menschen, die unter der NS-Diktatur zu Opfern wurden. Neben jüdischen Magdeburgerinnen und Magdeburgern sind darunter auch politische Gefangene, queere Menschen, Menschen mit Behinderungen, Emigrant*innen und als "asozial" stigmatisierte Personen. Sie alle wurden von einem verbrecherischen System verfolgt und ermordet.

Wir verstehen es als unsere Verantwortung, dafür zu sorgen, dass dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. "Nie wieder" darf niemals nur eine leere Floskel sein. Mit dieser Ausstellung wollen wir unseren Beitrag zum Gedenken leisten und aus der Geschichte lernen.

Die Ausstellung umfasst eine Auswahl von Biografien, die exemplarisch für die Vielfalt der Opfergruppen steht. Die Texte wurden von den Europäischen Freiwilligen der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt und der Freiwilligenagentur Magdeburg e.V. in mehr als zehn verschiedene Sprachen übersetzt, darunter Englisch, Italienisch, Spanisch, Französisch, Tschechisch, Türkisch, Polnisch, Russisch, Ukrainisch und Arabisch. Damit wollen wir möglichst vielen Menschen das Gedenken ermöglichen.

Über diesen Link gelangen Sie zu den einzelnen Geschichten der Menschen und deren Übersetzungen in verschiedenen Sprachen: https://www.deine-welt.online/nie-vergessen-grenzenlos/

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