SDG-Club im Juni: Filmvorführung und Diskussion zu SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit
Anlässlich des Internationalen Kindertages am 12. Juni widmete sich der SDG-Club einem Thema, das leider alles andere als süß ist: der Kinderarbeit in der globalen Kakaoindustrie. Noch immer arbeiten in Ghana und Côte d’Ivoire schätzungsweise 1,5 bis 1,6 Millionen Kinder auf Kakaoplantagen – obwohl große Konzerne wie Nestlé oder Mars bereits im Jahr 2001 öffentlich versprochen hatten, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit zu beenden.
Die Realität zeigt jedoch ein anderes Bild: Der Anteil arbeitender Kinder ist zwischen 2008 und 2018 sogar gestiegen – von 31 Prozent auf 45 Prozent. Besonders alarmierend ist, dass viele dieser Kinder gefährliche Arbeiten verrichten müssen. Dazu zählen das Tragen schwerer Kakaosäcke, der Umgang mit hochgiftigen Pestiziden sowie der Einsatz von Macheten – Tätigkeiten, die schwerwiegende körperliche und gesundheitliche Folgen haben können.
Bis heute kann kein großer Schokoladenhersteller garantieren, dass seine Produkte frei von Armut und Kinderarbeit hergestellt werden. Der Internationale Kindertag ruft uns deshalb jährlich in Erinnerung, wie wichtig es ist, Kinderrechte weltweit zu schützen und die Verantwortung in globalen Lieferketten klar zu benennen – insbesondere bei multinationalen Unternehmen.
Im Mittelpunkt des Abends stand die Dokumentation "The Chocolate War" des dänischen Regisseurs Miki Mistrati. Der Film begleitet den US-amerikanischen Menschenrechtsanwalt Terry Collingsworth bei seinem jahrelangen juristischen Kampf gegen Unternehmen wie Nestlé, Hershey und Cargill. Als Anwalt von acht ehemaligen Kindersklaven reist er mehrfach in die Côte d’Ivoire, um Beweise zu sammeln und ein Gerichtsverfahren gegen die Konzerne zu führen. Die Dokumentation beleuchtet eindrücklich den schwierigen Weg, globale Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft zu ziehen – ein David-gegen-Goliath-Kampf mit ungewissem Ausgang.
Im Anschluss an die Filmvorführung diskutierten die Teilnehmenden, ob freiwillige Selbstverpflichtungen von Unternehmen ausreichen, um Missstände in Lieferketten zu beenden. Es ging außerdem um die Frage, welche Nachhaltigkeitssiegel wirklich glaubwürdig sind und in welchem Ausmaß Produkte – teils unbemerkt – von Konzernen wie Nestlé oder Cargill stammen.
Im praktischen Teil des Abends gab es eine Schokoladenverkostung mit Produkten vom Weltladen Magdeburg. Verkostet wurden fair gehandelte Schokoladen von GEPA und fairafric – zwei Hersteller, die besonders hohe Standards einhalten. Diese beinhalten unter anderem existenzsichernde Einkommen, garantierte Mindestpreise, das Verbot hochgefährlicher Pestizide sowie eine teilweise Verarbeitung direkt im Herkunftsland.
Abschließend sammelten die Teilnehmenden konkrete Handlungsmöglichkeiten für den Alltag:
- Boykott bestimmter Konzerne und Marken, die wiederholt mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung gebracht werden – darunter McDonald’s, Nestlé, Burger King, Danone, Kellogg’s und Dunkin’ Donuts
- Vermeidung von Produkten aus dem Nestlé-Konzern, z. B. Nescafé, KitKat, Maggi, Mövenpick, Nesquik, Smarties oder Dolce Gusto
- Vorrang für zertifizierte Bio- und Fair-Produkte, z. B. mit Siegeln von Demeter, Bioland oder Naturland
- Reduktion von stark verarbeiteten Produkten, bei denen die Rückverfolgbarkeit schwieriger ist
- Aktives Nachfragen in Supermärkten und Aufforderung, keine Cargill-Produkte mehr zu verkaufen
Das Fazit des Abends: Jeder Einkauf ist eine Entscheidung – aber die strukturellen Probleme der globalen Lieferketten lassen sich nur durch verbindliche gesetzliche Vorgaben, unabhängige Kontrollen und eine konsequente unternehmerische Verantwortung lösen. Gute Absichtserklärungen allein reichen nicht aus.
Bilder: © Fachstelle WSD
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